Obsah
Mertendorf (Merboltice)
ist von seinem Ursprung her ein typisch mittelalterliches Waldhufendorf entlang dem geschlängelt verlaufenden Triebschbach (Merboltický potok). Die erste schriftliche Erwähnung als „Merbotonis villa“ war 1352. Im Jahre 1357 wird erstmals ein Pfarrer im Dorf erwähnt, was auf die Existenz einer Kirche hindeutet. Die Anfänge von Mertendorf stehen in Zusammenhang mit der allerersten dauerhaften Besiedlung dieser Landschaft, die erst im Rahmen des hochmittelalterlichen Landesausbaus in der zweiten Hälfte des 13. Jh. stattfand. In dieser Zeit wurde auch die Burg Scharfenstein (Ostrý) erbaut. Zur Burgherrschaft, die zunächst die Herren von Michalovice und danach die Familie Berka von Dauba besaßen, gehörte Mertendorf bis ins 16. Jh. hinein. Dann wurden Mertendorf (Merboltice) und Algersdorf (Valkeřice) der Herrschaft Konojedy angeschlossen, die damals der Familie Pojetic von Pojtice gehörte und im Jahre
Im Jahre 1709 wurde die neue Kirche St. Katharina gebaut. Im Laufe des 18. und 19. Jh. nahm die Einwohnerzahl ständig zu, und erfreulicherweise entwickelten sich die landwirtschaftliche und handwerkliche Produktion sowie Dienstleistungen. In dieser Zeit fingen auch die Bürger an, verschiedene Vereine zu gründen und sich dort zu engagieren. Im Jahre 1925 gab es in Mertendorf 200 Häuser und 875 Einwohner, drei Geschäfte, zwei Metzger, drei Bäcker und einen Zuckerbäcker. Daneben wurden fünf Mühlen und zwei Ölmühlen betrieben, und man konnte in sieben Wirtshäuser einkehren.
Zu den bedeutenden Bauten in der Gemeinde gehören das 1896 errichtete Schulgebäude, der Glockenturm der Kirche St. Katharina sowie der hölzerne Aussichtsturm auf dem Hutberg (Strážný vrch). Der letzte Besuch eines bedeutenden Staatsmannes liegt über zwei Jahrhunderte zurück, als am 13. Oktober 1788 Kaiser Joseph II. den Ort besuchte und die schöne Aussicht auf die umliegende Landschaft vom Hügel Rabenstein (Havraní vrch) aus genoss.
Volksarchitektur
Reizvolle und lebendige Zeugen der vorherigen Jahrhunderte stellen zahlreiche gut erhaltene Umgebindehäuser und noch weitere Denkmäler wie kleine steinerne Brücken, Martersäulen oder Lesesteinmauern dar. In Mertendorf haben sich ungefähr 15 große Bauernhöfe sowie 70 Kleinbauern- und Handwerkerhäuser erhalten, alle in Blockbauweise errichtet. Zu den sehenswerten Bauten gehören auch neun gemauerte klassizistische oder auch noch jüngere Bauernhöfe und etwa zehn gemauerte Häuser vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein typischer Bauernhof aus der damaligen Zeit weist eine dreiteilige Gliederung auf, der Blockstube, dem gemauerten Hausflur und dem gemauerten gewölbten Stall. Den Stubenkörper bildet ein Umgebinde. Als Umgebinde wird eine Konstruktion aus Ständern, Riegeln und Rähm (oberer Abschluss des Fachwerks) bezeichnet, das die gezimmerten Wände des Obergeschosses und das Dach trägt und oft mit reicher Schnitzerei verziert ist. Mit Zierschnitzerei sind auch Balkone und Dachgiebel versehen. Die ältesten Häuser stammen vom Ende des 18. Jh. Zu den beachtenswerten Objekten zählen neben den Wohnhäusern auch Scheunen, Speicher, Schuppen und steinerne Gewölbebrücken. Mertendorf wurde im Jahre 2005 aufgrund der erhaltenen Volksarchitektur in seiner Gesamtheit zum dörflichen Denkmalgebiet erklärt.
Glockenturm der Kirche St. Katharina
Der einzeln stehende Glockenturm mit quadratischer Grundfläche war ursprünglich Bestandteil der Kirche St. Katharina, zu der auch ein Friedhof gehörte. Diese Kirche wurde leider 1975 aufgrund eines Beschlusses der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei gesprengt und der anliegende Friedhof wurde planiert. Dank der freiwilligen Arbeit der Gemeindebürger wurde der Friedhof im Jahre 2000 neu hergerichtet, anschließend der Glockenturm renoviert und in seinem Erdgeschoss die Kapelle St. Katharina eingerichtet. Sie wurde am 8. Mai 2004 gemeinsam mit der neuen, aus Spendengeldern finanzierten Glocke feierlich geweiht. Die Kapelle dient zu festlichen Gottesdiensten anlässlich der Katharinenkirmes. Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss des Turmes sind in Stein ausgeführt, das zweite Obergeschoss besteht aus einer mit Holz verkleideten Säulenkonstruktion und das Pyramidendach verfügt über einen imposanten Dachstuhl. Der Glockenturm erweckt durch seine Massivbauweise zwar den Eindruck eines soliden mittelalterlichen Bauwerks, ist jedoch wohl jünger. Der Turm, einschließlich einer kleinen Ausstellung zur Geschichte der Kirche, ist jeden Sonntag offen, wenn zum Mittag geläutet wird.
Der Hutberg (Strážný vrch, 601 m ü. M),
manchmal auch nur Hut (Klobouk) genannt, wurde schon im Jahre 1886 ein Wanderziel. Damals bauten die Mertendorfer auf Anregung des örtlichen Lehrers Joseph Böhm einen neuen leicht begehbaren Weg bis zum Gipfel, und am 20. Juni 1886 fand ein großartiges Fest statt, bei dem die neue Aussichtsstelle eingeweiht wurde. Seit dieser Zeit beeindruckt der Hutberg seine Besucher mit einem überraschenden Panoramablick. Man kann das Riesengebirge (Krkonoše), das Isergebirge (Jizerské hory), das Lausitzer Gebirge (Lužické hory), den Jeschkenkamm (Ještědský hřbet), die Sächsisch-Böhmische Schweiz (Česko-Saské Švýcarsko), das Elbsandsteingebirge (Labské pískovce) mit dem Hohen Schneeberg (Děčínský Sněžník), den nahe gelegenen Zinkenstein (Buková hora), weitere Gipfel des Böhmischen Mittelgebirges, den Hohen Geltsch (Velké Sedlo) und den Milleschauer (Milešovka) sehen. Im Süden sind der Georgsberg sowie die Gipfel der Daubauer Schweiz (Kokořínsko) und des Böhmischen Paradieses (Český ráj) zu sehen.
Wegen des großen Besucherinteresses wurde 1888 durch Mitglieder der Mertendorfer Sektion des Gebirgsvereins für die Sächsisch-Böhmische Schweiz eine Hütte auf dem Hutberg errichtet. Im Jahre 1893 wurde dann eine neue Hütte erbaut, diesmal schon in Regie des Vereines „Freie Vereinigung der Naturfreunde in Mertendorf“. Um diesen Bau machte sich vor allem Joseph Rösler verdient, der Bauer aus dem Haus Nr. 141 und der Besitzer des Hutbergs. Gegen Ende des 19. Jh. gründeten die Mertendorfer Einwohner die Tradition des Hutbergfestes, einem Volksfest, das häufig auch von Menschen aus der weiteren Umgebung besucht wurde. Zur herrlichen Aussicht lockte nicht nur das Fest, sondern auch ein kleines Gasthaus mit regelmäßigem Sonntags- und Sommerbetrieb.
Die beachtenswerte Mühe wurde mit einer großen Besucherzahl belohnt, und dies führte zur Entscheidung, auf dem Hutberg einen Aussichtsturm zu bauen. Im Jahre 1901 wurde von Mitgliedern der Vereinigung der Naturfreunde ein hölzerner Aussichtsturm erbaut und am 5. Juni desselben Jahres feierlich eingeweiht. Der Bau wurde von Johann Rösler finanziert und zu Ehren seiner lieben Ehefrau Marienturm benannt. Nach dem Ersten Weltkrieg war der hölzerne Aussichtsturm ziemlich stark verwahrlost, und die Mitglieder der Vereinigung der Naturfreunde beschlossen deshalb einen neuen zu errichten. Mit dem Bau begann man im Jahre 1924, und schon zu Pfingsten 1925 wurde der
Interessantes in der Umgebung
Steinberg (Kamenec) 519 m ü. M.
Der Steinberg ist ein lang gezogener Gebirgskamm, der sich am linken Ufer des Triebschbachs (Merboltický potok) erstreckt. Den Namen bekam er nach großen Geröllfeldern, die zum Teil den Süd- und Nordhang bilden. Unterhalb des steilen Nordhangs befinden sich Eisgruben, in denen sich im überwiegenden Teil des Jahres das Eis hält. Ein Teil des Steinbergs ist ein Naturschutzgebiet, in dem seltene Lebewesen und Pflanzen beheimatet sind.
Frühlingsknotenblume / Märzenbecher (Leucojum vernum)
Wenn Sie Mertendorf (Merboltice) im Vorfrühling besuchen, werden Sie ganz bestimmt die seltene und geschützte Frühlingsknotenblume bzw. Märzenbecher bewundern können. Sie wächst beispielsweise oberhalb des Dorfes in einem Auwald am Triebschbach entlang, wo sie eine zusammenhängende Bodendecke bildet.
Ausflugsorte
Der Rittersprung (Rytířův skok) und der Glöckelstein (Zvonkový kámen) sind zwei markante unweit vom Hutberg gelegene Felsen, mit denen auch zwei Ortssagen verbunden sind; die eine erzählt über den tödlichen Absturz eines Ritters, die andere über die Zwerge, die den Glöckelstein bewohnen.
In der Umgebung des Hutbergs und im ganzen Wernstadt-Gebiet (Verneřice) wurde im 19. Jh. Braunkohle gefördert, was aber wegen der geringen Flözdicke und der komplizierter Bedingungen bald wieder eingestellt wurde. Heute erinnern nur noch Halden mit abgebauter Erde daran, die inzwischen wieder bewachsen sind. Rabenstein (Havraní) ist ein verschwundenes Dorf mit gut erkennbaren Resten von Häusern, Wegen und Gärten. Der Hügel Rabenstein (vrch Havraní) bietet einen herrlichen Panoramablick, von dem sich im Jahre 1788 auch Kaiser Joseph II. überzeugen konnte. Das Naturdenkmal Biberklamm (Bobří soutěska) ist ein enges, tief eingeschnittenes Tal mit Stromschnellen und Felskaskaden (lang gezogene Wasserfälle über Felsen). Oberpolitz (Horní Police) mit der Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung. Der Zinkenstein (Buková hora) mit dem Humboldt-Aussichtpunkt, von dem es einen wunderschönen Blick ins enge und tiefe Elbtal gibt. Algersdorf (Valkeřice) und der Aussichtsturm auf dem Krohberg (Kohout), die Burgruine Scharfstein (Ostrý) bei Franzenthal (Františkov nad Ploučnicí), die Burgruine Sperlingstein (Vrabinec) bei Tichlowitz (Těchlovice), das Museum der Volksarchitektur Saubernitz (Zubrnice) und die Saubernitzer museale Eisenbahn.